Die WHO erkennt Burn-out nicht als Krankheit an

Einige Tage geisterte die Meldung durch die meisten Medien: Die WHO nimmt Burn-out als Krankheit in den im Jahr 2022 in Kraft tretenden ICD-11-Katalog auf. Kurze Zeit später dann das Dementi, alles nur ein Missverständnis.

Die WHO sieht Burn-out als einen Faktor, der krank machen kann an, jedoch nicht als Krankheit.

Burn-out wird zumindest als krankmachender Faktor im ICD-11-Katalog anerkannt. Mehr Informationen erhaltet Ihr in diesem Magazinbeitrag.

Nach fast 30 Jahren hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die International Classification of Diseases (ICD) angepasst. ICD-10 (aus dem Jahr 1989) dient (u.a. in Deutschland) als Grundlage der Verschlüsselung von 55.000 Krankheiten, Symptomen und Verletzungsursachen in der ambulanten und stationären Versorgung und damit der Abrechenbarkeit von Leistungen.

Fachleute begrüßen die Entwicklung, dass Burn-out zumindest als krankmachender Faktor (ein Syndrom mit vielfachen Symptomen) erwähnt wird. Sie erhoffen sich dadurch eine geringere Stigmatisierung der Betroffenen und einen weiteren wissenschaftlichen Fortschritt. Denn das Phänomen Burn-out wird zwar bereits 1974 in der Literatur beschrieben, jedoch umfasste eine Auflistung aus dem Jahre 1989 130 unterschiedliche Symptome und bis heute gibt es noch immer keine einheitliche Definition.

Der Gesetzgeber in Deutschland hat die Bedeutung psychischer Gesundheit im Arbeitsalltag bereits vor einigen Jahren in eine rechtliche Form gebracht. Der Gefährdungskatalog nach §5 ArbSchG, der im August 2013 in Kraft getreten ist, enthält eine Liste möglicher psychischer Belastungen am Arbeitsplatz (z. B. Stress, Monotonie, psychische Ermüdung und Sättigung).

Die Gesundheitsexperten der WHO definieren nun drei Dimensionen der Krankheit und beschränken sie eindeutig auf den beruflichen Bereich, was nicht ohne Kritik blieb (s. u.):

  • ein Gefühl von Erschöpfung,
  • zunehmende geistige Distanz oder negative Haltung zum eigenen Job und
  • verringertes berufliches Leistungsvermögen.

Der Hinweis der WHO-Experten, Burn-out ausschließlich auf den beruflichen Teil des Lebens zu begrenzen, erscheint auf den ersten Blick nach einer Trennung, die kaum möglich sein dürfte. Psychische Erkrankungen entstehen üblicherweise aus einer Reihe von Ursachen, die jede für sich genommen unproblematisch, zusammen auftretend jedoch folgenreich sein können. Soll heißen, eine hohe Belastung im Beruf kann durch ein heiles und stärkendes privates Umfeld kompensiert werden, während das Zusammentreffen von beruflichen und privaten Belastungen zu Störungen und Psychopathologien führen kann. Über die klare Abgrenzung des Burn-out-Syndroms wird vermutlich noch länger und ausführlicher diskutiert werden.

Zusammenfassung

Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen haben sich in den vergangenen zehn Jahren mehr als verdoppelt, das Thema ist also mehr als relevant und aktuell. Diesem Umstand trägt die Aufnahme von Burn-out als Syndrom in den ICD-11 Rechnung.

Es wird jedoch noch vieler umfangreicher Bemühungen (von Wissenschaft, Politik über Arbeitgeber bis zum einzelnen Arbeitnehmer) bedürfen, um sich gegen das Anwachsen psychischer Erkrankungen in der Arbeitswelt erfolgreich zu erwehren. Eine proaktive, gesundheitsförderliche (salutogene) Herangehensweise empfiehlt sich hierbei.

Autor des Magazinbeitrages

Nikolas Niehardt - Dozent und Tutor der Academy of Sports

Nikolas Niehardt

  • M.A. Gesundheitsökonomie
  • Ausbilder nach AEVO
  • Lehramt Sport
  • Dozent und Tutor der Academy of Sports

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