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Was sind Nahrungsergänzungsmittel?

Zunächst können Nahrungsergänzungen – auch Supplements genannt – allgemein als Substanzen verstanden werden, die einen erhöhten Bedarf dieser Wirkstoffe decken sollen und im Bereich zwischen Arzneimittel und Lebensmitteln angesiedelt sind. Nahrungsergänzungsmittel sind frei verkäuflich und nicht rezeptpflichtig. Im EU-Recht findet man die Regelung zu Nahrungsergänzungen unter der Richtlinie 2002/46/EG.

Beim Thema Nahrungsergänzungen teilen sich die Meinungen. Während die einen behaupten, ohne Nahrungsergänzungen sei eine Bedarfsdeckung an Vitaminen, Mineralstoffen und weiteren essenziellen Nährstoffen nicht möglich, behauptet die Gegenseite das Gegenteil und macht sich für eine bessere Basisernährung stark, die bei richtiger Lebensmittelauswahl alles liefern soll, was der Körper täglich benötigt. Wie so oft liegt die Wahrheit wohl im Mittelweg.

Um diesen Punkt besser verstehen und diskutieren zu können, muss zunächst der Begriff „Nährstoffbedarf“ definiert werden. Eine einfache und verständliche Definition liefert der „Grundriß der Ernährungslehre“ von Ketz aus dem Jahre 1984:

„Der Nährstoffbedarf wird als diejenige Menge eines Nährstoffs definiert, die aus objektivierbaren, naturwissenschaftlichen Gründen für die Aufrechterhaltung aller Körperfunktionen des Organismus und somit für optimale Gesundheit und Leistungsfähigkeit benötigt wird." 

Nach dem neuen Curriculum Ernährungsmedizin der Bundesärztekammer und der DGE soll „(…) eine Zufuhr von Nährstoffen entsprechend den Referenzwerten bei nahezu allen gesunden Personen der Bevölkerung die lebensnotwendigen metabolischen, physischen und psychischen Funktionen sicherstellen und damit zum Erhalt und zur Förderung der Gesundheit beitragen.“

Empfehlungen für die Nährstoffzufuhr werden für Proteine, Omega-6-Fettsäuren, die Mehrzahl der Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente ausgesprochen. Die empfohlenen Mengen sollen den individuellen Schwankungen gerecht werden und einen ausreichenden Vorrat an Nährstoffen im Körper sicherstellen.

Fakt ist: Ein stoffwechselgesunder Mensch mit normaler Ernährung, wie sie in der westlichen industriellen Welt erhältlich ist, benötigt nicht zwangsweise Nahrungsergänzungsmittel. Vitamine, Mineralien, essenzielle Fett- und Aminosäuren lassen sich mit Sicherheit auch über eine natürliche Ernährung in vollem Umfang abdecken. Das Problem, das sich heutzutage eher ergibt, ist die Tatsache, dass die Ernährung vieler Menschen eben nicht normal ist, die Anforderungen körperlicher und mentaler Art angestiegen sind und möglicherweise ein gewisser Mehrbedarf an speziellen Substanzen besteht. Mit nicht normal ist an dieser Stelle vor allem das Ernährungsverhalten vieler Menschen gemeint, welches von Fast Food und Fertigprodukten bestimmt wird. Solche Nahrungsmittel sind in der Regel arm an Mikro- und essenziellen Makronährstoffen. Eine Ergänzung kann hier sicherlich sinnvoll sein, wenngleich mittel- und langfristig gesehen eine Umstellung der Ernährung sinnvoller ist.

Nahrungsergänzungsmittel sollten nie oder nur für kurze Zeit Ersatz für eine gesunde Ernährung sein. Denn Nahrungsergänzungen sollten stets das bleiben, zu dem sie auch bestimmt sind, nämlich Nahrungsergänzung und nicht Nahrungsersatz.

Besondere Relevanz besitzen sie, weil insbesondere Vitamine und Mineralstoffe häufig von Sportlern als Nahrungsergänzung eingesetzt werden.

An dieser Stelle kann bereits zu einem weiteren Nutzen diverser Nahrungsergänzungen übergeleitet werden: der Bequemlichkeit. Sicherlich ist es möglich, beispielsweise den Bedarf an Proteinen über die tägliche natürliche Ernährung zu decken. Dies gilt sowohl für Couch Potatoes als auch für den typischen Fitnesssportler mit einem leicht erhöhten Bedarf an Eiweiß (verglichen mit unsportlichen Personen). Allerdings ist dies in der Praxis nicht immer einfach umzusetzen. Schließlich geht ein Großteil der Bevölkerung einem geregelten Arbeitsleben nach und hat nicht die Möglichkeit, zu jeder Zeit eine hochwertige Mahlzeit zu konsumieren. Oft stellt sich dann die Frage, ob minderwertige Kantinenernährung, angereichert mit jeder Menge Zusatzstoffen und leeren Kalorien, tatsächlich die bessere Lösung sein soll als ein hochwertiger Proteinshake. Diese Frage muss natürlich jeder für sich selbst beantworten. Sicherlich ist es auch möglich, seine Nahrung täglich vorzukochen oder in ein Restaurant mit hochwertiger Lebensmittelauswahl zu gehen. Doch nicht für jeden ist dies Tag für Tag möglich und bezahlbar.

Zum Thema Praktikabilität im Alltag kann das Beispiel eines leistungsorientierten Fitnesssportlers mit dem Ziel, Muskelmasse aufzubauen, herangezogen werden. Eine der wichtigsten Zeiten einer adäquaten Proteinzufuhr ist die unmittelbar nach dem Training. Hier gilt im Groben die Devise: je schneller, desto besser. Je schneller der Sportler Nährstoffe zuführt, desto eher kann der Körper mit der Regeneration beginnen. An dieser Stelle kann der Athlet selbstverständlich in der Umkleidekabine seines Fitnessstudios den vorgekochten Fisch auspacken und verspeisen, um keine wertvolle Zeit verstreichen zu lassen. Doch ist es wirklich für alle erstrebenswert und überdies machbar, etwa Fisch oder Eier zu essen, direkt nach einem intensiven Training? Schon physiologisch gesehen dürften einige Personen damit Probleme haben. Ein leichtverdaulicher Proteinshake oder Mix unterschiedlicher Aminosäuren sind hier die wohl eleganteren Lösungen.

Zusammenfassend kann gesagt werden: Nahrungsergänzungen sind bei einer ausgewogenen und bedarfsgerechten Ernährung für stoffwechselgesunde Personen so gut wie nie notwendig. Aber sie können das Leben erleichtern. Zudem bieten sie Abwechslung: Proteinshakes beispielsweise haben gegenüber natürlicher Nahrung den Vorteil, den Proteinbedarf ohne Zufuhr von Cholesterin oder Purinen zu decken. Nichtsdestotrotz stellt eine gute Basisernährung das A und O dar – Ergänzung, nicht Ersatz lautet die Devise!

Alles Chemie?

Ein weiteres Vorurteil, mit dem Nahrungsergänzungsmittel regelmäßig zu kämpfen haben, ist die Behauptung, hergestellte Supplements seien nichts anderes als Chemie. Auf der einen Seite wird eine naturbelassene Ernährung empfohlen, auf der anderen Seite sollen chemisch hergestellte Ergänzungen eingenommen werden. Diese Aussage ist jedoch nur bedingt richtig. So sind nicht alle Nahrungsergänzungen chemischer Herkunft.

Würden Sie Weizenmehl des Typs 405 als künstlich bezeichnen? Wahrscheinlich nicht. Würden Sie hingegen einen Proteinshake als künstlich abwerten? Wohl schon eher. Genau betrachtet, ist ein Proteinshake allerdings nichts anderes als das Weizenmehl. Nur dass es sich beim Mehl um Stärke und beim Proteinshake um Eiweiß handelt.

Um Weizenmehl herzustellen, wird das volle Korn so lange bearbeitet, bis nur noch die Stärke übrigbleibt. Die Frucht- und Samenschalen – die Teile, die den höchsten Gehalt an Mikronährstoffen aufweisen – werden entfernt, und der Mehlkörper, auch Endosperm genannt, wird vom restlichen Teil des Korns isoliert. Im Anschluss wird er gemahlen, und man erhält das so genannte Weißmehl. Man hat nun fast ausschließlich Stärke – isolierte oder konzentrierte Stärke.

Beim Proteinshake ist dieses Vorgehen nicht anders. Nur wird hier nicht die Stärke isoliert, sondern das Protein. Das kann je nach Produkt sogar ebenfalls aus dem Weizenkorn geschehen. In der Regel wird jedoch ein Milchprotein herangezogen. Am Beispiel des Molkenproteins lässt sich dies einfach und verständlich erklären:

Milcheiweiß besteht zu 20 % aus Molkeneiweiß und zu 80 % aus Kasein, wie später noch genauer erklärt wird. Zur Käseherstellung wird in erster Linie das Kasein benötigt. Das Molkeneiweiß wird daher vom Kasein getrennt und abgefangen. Wird der Molke nun das Wasser entzogen und das Protein so lange isoliert, bis nur noch wenig Fett und Laktose enthalten sind, erhält man den Proteinshake in Form eines Konzentrates.

In beiden Fällen handelt es sich um eine Bearbeitung natürlicher Lebensmittel mit dem Ziel, ein isoliertes Produkt zu erhalten. Lediglich das Einsatzgebiet des fertigen Produktes variiert. Während Weizenmehl in jedem Supermarkt verkauft wird und voll akzeptiert ist, wird Protein als Nahrungsergänzung vermarktet und genießt noch einen zweifelhaften Ruf. Jedoch zu Unrecht!

Nahrungsergänzungen müssen nicht zwangsweise künstlich oder chemischer Herkunft sein. Wie in den kommenden Kapiteln noch klar werden wird, sind Nahrungsergänzungen rechtlich sogar Lebensmittel: Eine gesetzliche Verordnung über Nahrungsergänzungen ist im Lebensmittelrecht verankert.

 

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