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Was ist Ergonomie?

Das Wort Ergonomie (griech. ergon = Arbeit, Werk und nomos = Gesetz, Regel) findet immer mehr Einzug in den allgemeinen Sprachgebrauch. Grund dafür ist die zunehmende Gefährdung des Menschen durch die Technik, nicht nur während der Arbeitszeit. Fast alle Tätigkeiten des täglichen Lebens können heute unter ergonomischen Kriterien untersucht werden, Bügeln und Kochen genauso wie die Arbeit am Bildschirm oder die nächtliche Bettruhe.

Durch schlechte Ergonomie am Arbeitsplatz entstehen zum Teil schwerwiegende Gesundheitsprobleme. Längere Arbeiten in statischen Arbeitspositionen (wie zum Beispiel die Arbeit am Schreibtisch) sollten daher nur mit ergonomisch entwickelten Möbeln verrichtet werden.

Die Ergonomie ist ein wesentlicher Bestandteil des BGM – sie hat sich zum Ziel gesetzt, die Arbeit menschengerechter zu gestalten.

Im Vordergrund stehen bei diesen Betrachtungen immer

  • die Arbeitswerkzeuge und die Einrichtung des Arbeitsplatzes,
  • das Arbeitsumfeld sowie
  • Organisation und Inhalt der Arbeit.

Diese haben direkte oder indirekte Auswirkungen auf die Gesundheit, Motivation und Leistung der Mitarbeitenden im Betrieb.

Hinweis

Dass in Europa mehr als ein Drittel der Erwerbstätigen unter arbeitsbedingten Gesundheitsproblemen leidet, zeigen Umfragen der Europäischen Stiftung für die Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen. Die Befragung von über 20.000 Personen aus über 15 Ländern im Jahre 2019 ergab, dass 33 Prozent unter Rückenschmerzen und je 25 Prozent unter Stress sowie Muskel-Skelett-Erkrankungen leiden.

Als wissenschaftliche Disziplin untersucht die Ergonomie, welchen Bedingungen arbeitende Personen ausgesetzt sind, wie die Arbeitsbedingungen, die Arbeitsabläufe und die Anordnung der Arbeitsausstattung und -mittel ist und wie sich diese auf Gesundheit beziehungsweise Leistung auswirken. Auch Zwangsbedingungen unterschiedlicher Natur beeinflussen einander.

Ziel der Ergonomie ist es, die Arbeitsabläufe, -plätze und -mittel so zu optimieren, dass die Menschen möglichst wenig ermüden oder geschädigt werden. Es geht also um Benutzerfreundlichkeit sowie gute Gestaltung des Arbeitsplatzes und der Arbeitsorganisation. Besonders wichtig wird die Ergonomie immer an der sogenannten Mensch-Maschine-Schnittstelle, wo Menschen eng mit Maschinen zusammenarbeiten. Dazu gehört auch die Software-Ergonomie, d. h. die nutzerfreundliche Gestaltung von Software. Ergonomie gehört also in den Bereich des präventiven Arbeitsschutzes.

Die Ergonomie ist ein interdisziplinäres Forschungsfeld. Es gibt inzwischen eine Fülle von Erkenntnissen darüber, wie Arbeitsplätze und -abläufe am besten zu gestalten sind. Dazu gehört z. B. die Gestaltung von Büroarbeitsplätzen mit Schreibtisch, Stuhl, Beleuchtung, PC usw. Einige dieser Erkenntnisse sind sogar in DIN-Normen eingeflossen, z. B. die DIN EN ISO 6385:2004-05: Grundsätze der Ergonomie für die Gestaltung von Arbeitssystemen oder die DIN EN ISO 9241‑5:1999: Ergonomische Anforderungen für Bürotätigkeiten mit Bildschirmgeräten; Teil 5: Anforderungen an Arbeitsplatzgestaltung und Körperhaltung (siehe Abbildung 3).

Besonders die Berufsgenossenschaften haben eine Fülle von Informationen und Regelungen für ihre jeweiligen Branchen erarbeitet.

Typische Vorgehensweise in der Praxis:

In einer umfassenden Arbeitsplatzanalyse werden neben motivierenden Elementen die verschiedenen betriebsspezifischen Zwangsbedingungen und arbeitsbedingten Stressfaktoren näher bestimmt:

  • Physische Zwangsbedingungen betreffen beispielsweise die Körperhaltung und Körperbewegungen beim Heben und Tragen von schweren Lasten Durch das Arbeitsumfeld bedingte Zwänge betreffen Lärm, Licht und Raumklima.
  • Mentale Zwangsbedingungen betreffen beispielsweise das Maß an Arbeitskonzentration, Rhythmus, Vielfalt, Selbständigkeit und Komplexität der Arbeit sowie persönliche Verantwortung.
  • Psychosoziale Zwangsbedingungen betreffen Situationen, die auf emotionaler Ebene schmerzhaft sind, und schwierige zwischenmenschliche Beziehungen, die berufsbedingt eingegangen werden müssen.

Mit der Maßnahmenplanung werden Vorschläge erarbeitet, welche zur Risikominderung und Gesundheitsförderung beitragen:

  • Technische Einrichtungen und Material - Verbesserung der Werkzeuge, Maschinen, Software und Räumlichkeiten sowie des physischen Arbeitsumfeldes
  • Organisation - Verbesserung der Arbeitsabläufe, Strukturierung der Arbeitszeiten, geordnete Aufgabenstellungen, Führungsrichtlinien, Mischarbeit
  • Personal - Fortbildungen, Kompetenzentwicklung, Motivation, Kreativitätsanreize

Ergonomie wird immer dort relevant, wo der Mensch aufgrund seiner Arbeit oder anderweitiger Tätigkeiten mit Maschinen, Werkzeugen oder anderen Gegenständen in Berührung kommt.

Bei der Gestaltung von Büro- und Bildschirmarbeitsplätzen sind z. B. laut „Leitfaden für die Gestaltung“ (BGI 650) folgende Punkte zu beachten:

  • Bildschirm,
  • Tastatur,
  • Maus,
  • Arbeitstisch,
  • Arbeitsstuhl,
  • ggf. Vorlagenhalter,
  • Fußstütze,
  • Schränke oder Bürocontainer,
  • Büromaschinen,
  • Drucker,
  • Platzbedarf für jeden Mitarbeiter,
  • Beleuchtung,
  • Lärm,
  • Raumklima,
  • Strahlung.

Auch im Bereich der Ergonomie gilt, dass Arbeitgeber ihre Mitarbeiter in der ergonomischen Gestaltung des Arbeitsplatzes und der Ausführung der Arbeitsaufgaben zu unterweisen haben.

Im Rahmen einer Mitarbeiterbefragung zu Belastungen am Arbeitsplatz werden Informationen über Belastungsschwerpunkte im Betrieb sowie Zusammenhänge zwischen Arbeitsbedingungen und Gesundheitsbeschwerden gesammelt. Vorschläge zur Veränderung der Arbeitssituation und für verhaltenspräventive Maßnahmen können ebenfalls einfließen. Die Erhebung dient der Entscheidungsfindung über gezielte Maßnahmen zur Gesundheitsförderung im Betrieb. Oftmals sind jedoch weitere Untersuchungsschritte wie Betriebsbegehungen, Messungen, arbeitsmedizinische Untersuchungen, Einzelgespräche und Expertenrunden notwendig. Anhand dieser Arbeitsplatzanalysen können dann geeignete Maßnahmen zur Verbesserung der Ergonomie geplant werden.

Beispiele:

  • höhenverstellbare Schreibtische,
  • Headsets,
  • Optimierung der Beleuchtung,
  • höhenverstellbare Werkbänke,
  • Hilfen zum Heben und Tragen von Lasten,
  • Lärmschutz,
  • Werkzeug mit rutschfesten Griffen.

In der Praxis empfiehlt es sich, die Vorbereitung und Umsetzung vom Arbeitskreis Gesundheit begleiten zu lassen. In diesem Steuerkreis werden wesentliche Entscheidungen gefällt, beispielsweise über die Zielgruppe der Befragung (Gesamtbelegschaft oder nur ein Teil davon).

Auch die Fachkräfte für Arbeitssicherheit kümmern sich um das Thema der Ergonomie, wenn sie ihre Arbeitsplatzbegehungen durchführen. Es kann zudem durchaus sinnvoll sein, externe Experten hinzuziehen. Eine gute Anlaufadresse hierfür sind die Berufsgenossenschaften.

 

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