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Stressforschung

In der Geschichte der Stressforschung existieren verschiedene Konzepte des Begriffes. Im 18. Jahrhundert prägte der französische Physiologe Claude Bernard (1813-1878) das reizzentrierte Modell. Er formulierte als erster den Begriff der Homöostase, also des inneren und äußeren Gleichgewichts, das durch starke Abweichungen in Gefahr gerät bzw. verlorengeht.

Das Homöostasemodell greift auch der amerikanische Physiologe Walter Cannon (1871-1945) in seinem reizbezogenen Stressmodell auf. Er beschreibt die physiologische Reaktion auf eine Notfallsituation mit der entsprechenden Kampf- oder Fluchtreaktion (Fight-or-flight). Er erkannte als erster die Bedeutung des neuralen Wegs über die Hypothalamus-Nebennierenmark-Achse und den Einfluss von Adrenalin und Noradrenalin bei der Stressreaktion. Diese beiden Stoffe sind Neurotransmitter, biochemische Botenstoffe des Gehirns, die Informationen von einer Nervenzelle zur anderen weitergeben. Dieses Thema wird im weiteren Verlauf ausführlich erklärt.

Berühmt wurde der Stressbegriff erst durch den kanadischen Mediziner Hans Selye (1907-1982), der als Vater des allgemeinen Adaptationssyndroms (AAS) gilt. Er bezeichnet das Adaptationssyndrom als unspezifische Antwort des Körpers auf Anforderungen oder Störungen des körperlichen Gleichgewichts und unterteilt es in 3 Phasen:

  1. Alarmreaktion (Ausschüttung biochemischer Stoffe)
  2. Widerstands- oder Anpassungsphase (Gewöhnung an den Stress, jedoch sinkende Abwehrkräfte, das System reagiert erfolgreich oder unangemessen)
  3. Erschöpfungsphase (Unkontrollierte Stresswirkung, Krankheit/Tod)

Mason (1974) revidierte die Theorie der unspezifischen Stressreaktion von Selye mit der situationsorientierten Stressdefinition und erkannte, dass die hormonelle Stressreaktion je nach Erleben der Situation spezifisch ausfällt. Das heißt: Verschiedenartig erlebte Situationen erzeugen auch verschiedene physiologische Reaktionen. Mason kombinierte erstmals biologische und psychologische Messmethoden und wies unterschiedliche hormonelle Reaktionen in Abhängigkeit von der Art der psychischen Belastung nach. Bestimmte charakteristische Situationsmerkmale (zum Beispiel Neuartigkeit, Unkontrollierbarkeit, Unvorhersehbarkeit oder Mehrdeutigkeit einer Situation) sowie die Befürchtung negativer Konsequenzen führen zu spezifischen hormonellen Stressreaktionen.

Heute dominieren transaktionale Stressmodelle wie das nach Richard Lazarus (1922-2002). Er betonte in seinem Modell die wechselseitige Beziehung von der Person und der Umwelt. Ob ein Reiz zu einem Stressor wird, ist abhängig von der kognitiven Bewertung und den Bewältigungsfähigkeiten. Diese Abläufe beschreibt Lazarus als dreistufigen Prozess.

In der neueren Forschung kommt es auch zu einer stärkeren Fundierung des biologischen Stressmodells der allostatischen Last nach McEwen, Papst der Stressforschung in der USA (2004). Der Begriff der allostatischen Regulation beschreibt die Erreichung von Stabilität durch Veränderung (im Gegensatz zur Homöostase). Der Organismus passt sich so an tägliche Anforderungen an. Doch das verbraucht Energie und erzeugt biologische Kosten (die allostatische Last).

Diese Last wird zu hoch, wenn

  • die Stressbelastungen zu häufig auftreten,
  • die Anpassung fehlt, d. h. die physiologische Stressreaktion beim wiederholten Erleben der gleichen Belastung nicht abnimmt,
  • die Erholung fehlt oder
  • die physiologische Reaktion inadäquat, die Aktivierung also entweder zu stark oder zu schwach ist. 

Soziologische Modelle stellen die gesellschaftlichen Einflüsse auf Gesundheit und Krankheit in den Vordergrund, die Wechselwirkung zwischen individuellem Verhalten und sozialer Umwelt. Im Zusammenhang mit der arbeitswissenschaftlichen Belastungsforschung wird dieses Thema noch näher beleuchtet.

 

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