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Selbstwert

Der Selbstwert ist bestimmt von

  • Wahrnehmung und Bewertung eigener Leistung
  • sozialem Vergleich und der sich daraus ergebenden subjektiven Bewertung
  • Anerkennung durch das Gegenüber

Der Selbstwert hängt eng mit dem Selbstbild zusammen. Das Selbstwertgefühl entsteht in der frühen Kindheit, doch es ist auch noch im Erwachsenenalter ausbaufähig. Ein gutes Selbstwertgefühl ist ein guter Puffer gegen Kränkungen und somit auch gegen Stress, denn es beeinflusst das Denken positiv und macht optimistisch („Ich kriege das schon hin.“) So sorgt es dafür, dass man auch in schwierigen Situationen die Ruhe bewahrt und anspruchsvolle Situationen eher als Herausforderung sieht.

Unter Optimismus versteht man eine verallgemeinerte Ergebniserwartung. Stoßen wir auf Hindernisse, wenn wir aktiv nach der Lösung eines Problems suchen, so geraten wir automatisch in eine Selbstbewertungssituation – bewusst oder unbewusst. Die Wahl der Bewältigungsstrategien wird durch innere Einstellungen und die Ergebniserwartung mitbestimmt. Forschungsergebnisse zeigten, dass die Genesung bei Personen mit einer optimistischen Lebenseinstellung schneller voranschritt. Diese setzten sich aktiv Ziele und nahmen Empfehlungen für die Genesung an. Pessimisten konzentrierten sich eher auf die augenblicklichen Gefühle und versuchten, die Symptome zu ignorieren. Die Ergebnisse sind nicht unumstritten. Deshalb empfiehlt Schwarzer (1996), eher den Begriff der Kompetenzerwartung zu benutzen. Die Kompetenzerwartung wird synonym zu dem Begriff der Selbstwirksamkeit nach Bandura verwendet.

Die Selbstwirksamkeit stellt empirisch nachgewiesen eine wichtige Ressource bei der Stressbewältigung dar. Je stärker die Kompetenzerwartung ist, desto schwächer fällt die Stressreaktion aus. Außerdem geht mit einer hohen Selbstwirksamkeit eine Steigerung des Immunsystems einher. So kann einer durch Stress verursachten Immunschwäche mit dem Aufbau von optimistischer Selbstüberzeugung entgegengewirkt werden.

Kompetenzerwartung meint die individuelle Überzeugung, dass man in einer bestimmten Situation durch die eigenen Fähigkeiten zielgerichtet etwas bewirken kann. Sie ist eine positive Einstellung zu der eigenen Handlungsfähigkeit.

Die Selbstwirksamkeit wird nach Bandura (1977) durch Informationen aus vier Quellen gespeist:

Direkte Erfahrung

Wird die erfolgreiche Bewältigung einer Anforderung mit dem persönlichen Anstrengungsaufwand und den positiven Konsequenzen aus ihrer Umwelt in Zusammenhang gebracht, so machen wir eine positive direkte Erfahrung.

Beispiel

Durch Sport und eine gesunde Ernährung hat eine Frau viel abgenommen. Diese Erfahrung wirkt sich positiv auf ihre Selbstwirksamkeit aus, da sie ihre Figur durch eigenes Handeln erreicht hat.

An dem Beispiel lässt sich auch verdeutlichen, dass es für den Aufbau der Kompetenzerwartung wichtig ist, sich erreichbare Ziele zu setzten. 

Indirekte Erfahrung

Stellvertretend zur eigenen Person wird eine Modellperson bei ihrer Bewältigung einer Anforderung beobachtet. Daraus werden Rückschlüsse auf die eigene Kompetenz gezogen.

Beispiel

Bleiben wir bei unserem oberen Beispiel: Eine Frau beobachtet über einen Zeitraum eine Freundin, die aktiv wird und abnimmt. Sie denkt sich: Was die kann, das kann ich auch. Dann wird sie selbst aktiv.

Die durch indirekte Erfahrungen erworbene Selbstwirksamkeit ist allerdings schwächer und brüchiger als die durch direkt erworbene Erfahrungen. 

Symbolische Erfahrungen

Eine andere Person, die wir aufgrund unseres Vertrauens, wegen ihres Expertenstatus o. Ä. für wichtig halten, bestärkt uns darin, dass wir über die Kompetenz zur Bewältigung einer Situation verfügen. Daraus kann die Motivation entspringen, die Aufgabe anzunehmen.

Beispiel

Der Fitnesstrainer im Studio ermuntert die Frau, dass sie das Sportprogramm und die Ernährung erfolgreich umsetzen kann, um ihr Ziel zu erreichen.

Die daraus entstehende Kompetenzerwartung ist allerdings noch instabiler. 

Gefühlserregung

Die Gefühlserregung ist eine weitere Informationsquelle, die uns im Zusammenhang mit der Bewältigung bedrohlich wirkender Situationen Rückmeldung liefert. Die wahrgenommene physiologische Reaktion gibt uns Rückmeldung über unsere eigene Kompetenz: Angst als negative oder Aufregung als positive Rückmeldung.

Beispiel

Sind wir vor einer wichtigen Präsentation eher aufgeregt, weil wir uns kompetent genug fühlen und uns auf den anschließenden Erfolg freuen, dann werden wir selbstsicher in die Situation gehen. Angst könnte uns in diesem Moment blockieren, und wir werden auch als weniger kompetent wahrgenommen.

Die Kompetenzerwartung hat nicht immer etwas mit den objektiv vorhandenen Bewältigungsressourcen zu tun, sondern eher, ob man glaubt, dass sie vorhanden sind. Menschen, die ihre Kompetenzen leicht überschätzen, verfügen über eine positive Lebensbewältigung. Bei starker Überschätzung der Fähigkeiten kann es allerdings zu Fehlentscheidungen kommen.

Die Bestätigung der Selbstwirksamkeit bedarf demzufolge einmal der positiven selbstgesteuerten Bewältigung einer Anforderung, aber auch der bewussten Wahrnehmung, dass unser Handeln diese Veränderung herbeigeführt hat.

Die Bewältigung der Anforderung muss aber auch einen gewissen Grad an Anstrengung bedeuten, damit sie unsere Kompetenzerwartung steigert.

Beispiel

Bindet ein Kind sich zum ersten Mal alleine die Schuhe zu, so steigert dies, auch in Verbindung mit dem Lob der Mutter, seine Selbstwirksamkeit. Lobt die Mutter das Kind immer noch für das Zubinden der Schuhe, wenn es dies schon lange beherrscht, so hat das keine Einwirkung mehr auf die Kompetenzerwartung. Deshalb sollte man sich überlegen, welcher Bestätigung eine andere Person bedarf.

Sind wir nicht selbstsicher und selbstbewusst, so gelingt es uns schlecht, Grenzen zu setzen. Wir erkennen unseren Selbstwert nicht und nehmen unsere eigenen Bedürfnisse nicht ernst oder gar nicht wahr. Doch wenn wir Ja sagen und Nein meinen, erzeugt diese Ambivalenz Stress. Wir sind keine aktiven Gestalter unseres Lebens und übernehmen nicht die Kontrolle. Unsere Kompetenzerwartung ist eher gering.

Doch wir haben alle schon viele schwierige Situationen gemeistert und viele Erfolge gehabt. Leider konzentrieren wir uns immer eher auf die Dinge, die nicht gelingen, oder nehmen im Nachhinein gar nicht wahr, dass wir eine schwierige Anforderung gemeistert haben.

 

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