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Schnelligkeit im Handball

Nicht nur aufgrund des hohen Spieltempos ist die Schnelligkeit für den Handballsport eine entscheidende Größe. Neben der zyklischen (z. B. Sprinten) und azyklischen (z. B. Springen, Werfen) Bewegungsschnelligkeit sowie der Reaktionsschnelligkeit ist für Spielsportarten wie Handball vor allem die sogenannte Handlungsschnelligkeiteine entscheidende Größe. Steinhöfer (2008) definiert diese komplexe konditionell-koordinative Anforderung als „[…]Fähigkeit, technisch-taktische Handlungen situationsgerecht und präzise in optimaler Zeit und Intensität effektiv zu realisieren.“.

Beispiel

Erkennt ein Rückraumspieler im Angriff eine Lücke (Reaktionsschnelligkeit) in der gegnerischen Abwehr, muss er sich zunächst mit höchstmöglichem Tempo (Bewegungsschnelligkeit) in den freien Raum bewegen. Zudem muss er entscheiden, ob er selbst zum direkten Torwurf ansetzt (azyklische Bewegungsschnelligkeit) oder er einen Pass spielt, da sich durch die Bewegung eines Abwehrspielers ggf. ein Mitspieler in besserer Position befindet (Handlungsschnelligkeit).

In Sportspielen treten motorische Schnelligkeitsformen selten in isolierter Form auf, meist handelt es sich dabei um kombinierte Schnelligkeits- und Kraftleistungen wie Sprungkraft, Wurfkraft, Antrittsschnelligkeit oder Sprintkraft. Im gesundheitsorientierten Bereich liegt die Bedeutung der Schnelligkeit vor allem in der Schulung und Aufrechterhaltung der Wahrnehmung und Reaktion zur Verletzungsprophylaxe. Da es im Handball durch den hohen Gegnereinfluss oft zu unvorhergesehene Aktionen kommen kann, schützt eine gute Wahrnehmung der Situation sowie eine schnelle Reaktion vor möglichen Verletzungen.

Beispiel

Bringt der Abwehrspieler den Angreifer mit einer gezielten Abwehraktion aus dem Gleichgewicht,  kann es zu einer unbeabsichtigten Kollision mit benachbarten Abwehrspielern kommen. Stürzt der Angreifer dabei in die Beine des Abwehrspielers, sind Verletzungen des Knie- oder Sprunggelenks möglich. Erkennt der benachbarte Abwehrspieler die Situation aber rechtzeitig, kann er durch eine schnelle Seitwärtsbewegung dem fallenden Angreifer ausweichen und sich so vor einer Verletzung schützen.

Die Schnelligkeit eines Handballspielers umfasst demnach neben motorischen Fähigkeiten (zyklische und azyklische Bewegungsschnelligkeit) auch koordinativ-kognitive Merkmale, wie Reaktion, Wahrnehmung, Antizipation und Entscheidungsfähigkeit. Sie ist abhängig vom Niveau der technischen und taktischen Fertigkeiten, aber auch von konditionellen, koordinativen und kognitiven Fähigkeiten. So lassen sich Unterschiede zwischen Spitzenspielern und weniger leistungsstarken Sportlern auch durch die benötigten Zeiten für die Informationsaufnahme und -Weiterverarbeitung belegen. Leistungsstarke Spieler sind in der Lage, auf engstem Raum, unter Gegendruck und mit höchstmöglicher Geschwindigkeit noch präzise Pässe zu spielen, während die gleichen äußeren Bedingungen in unteren Spielklassen zu technischen Fehlern und Ballverlusten führen.

Beispiel

Besonders wichtig ist ein gutes Zusammenspiel von Reaktion und Antizipation für Torhüter. Bei Fernwürfen kann der Torhüter auf Flugbahn und -Richtung des Balles reagieren. Bei Würfen aus der Nahwurfzone dagegen ist die Flugdauer des Balles weitaus kürzer als die notwendigen Reaktionszeiten. Hier muss der Torhüter über die Wahrnehmung der Wurfbewegung dessen Flugbahn antizipieren, um den Ball überhaupt abwehren zu können.

Zusammengefasst stellt Handball folgende Anforderungen an die Schnelligkeitsleistungen:

  • zyklische Bewegungsschnelligkeit (Sprint),
  • azyklische Bewegungsschnelligkeit (Wurf- und Sprung),
  • Reaktionsschnelligkeit,
  • Handlungsschnelligkeit.

Aus gesundheitlicher Sicht sind die Mischformen der Reaktions- und Handlungsschnelligkeit von besonderer Bedeutung.

 

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