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Psychische Belastung in der Arbeitswelt

Stress wird heutzutage gerne als „Epidemie der modernen Leistungsgesellschaft“ bezeichnet.

Daher gibt es immer mehr Studien, die sich damit befassen, die Häufigkeit von psychischer Belastung und deren Folgen zu erforschen. In einer Studie des Robert-Koch-Instituts, die von 2008 bis 2011 durchgeführt wurde, ergab sich, dass ca. 14 % der Frauen und ca. 8 % der Männer unter einer starken Stressbelastung leiden. Je niedriger der sozioökonomische Status ist, desto häufiger ist eine starke Stressbelastung. Besonders häufig wird eine solche starke Stressbelastung zu einem chronischen Zustand, wenn wenig soziale Unterstützung gegeben ist. Menschen mit chronischer Stressbelastung leiden deutlich häufiger unter Depressionen, Burnout oder Schlafstörungen (RKI 2013).

Eine weitere Untersuchung ergab, dass ca. 14 % der Frauen und 20 % der Männer Ihre Arbeitsbedingungen als stark oder sehr stark gesundheitsgefährdend ansehen. Neben den körperlichen Belastungen wie Lärm, Hitze oder Tragen von schweren Lasten wurden dabei auch psychische Belastungen häufig genannt. So wurde von ca. 36 % der Befragten angegeben, dass sie unter Zeit- und Leistungsdruck arbeiten müssten, weiterhin genannt wurden auch Überstunden und lange Arbeitszeiten, Schichtarbeit und Arbeit unter strengen Vorgaben (Robert-Koch-Institut, 2011).

Auch die Krankenkassen, die ja regelmäßig Daten von Arbeitsunfähigkeiten sowie deren Ursachen und Dauer untersuchen, stellen steigende Probleme mit psychischen Belastungen und daraus folgenden Erkrankungen fest. Nach einer Untersuchung der Techniker Krankenkasse fühlen sich mehr als die Hälfte (57 %) häufig oder manchmal gestresst. Von den Berufstätigen gaben sogar zwei Drittel an, heute mehr Stress als noch vor drei Jahren zu haben. Als Hauptstressfaktor wird die Arbeit angesehen, gefolgt von hohen Ansprüchen an sich selber. Zwei Drittel der Befragten stehen unter Dauerstress. Und subjektiv gesehen steigt der Stresspegel: in einer Umfrage im Jahr 2009 gaben noch 28 % der Erwerbstätigen an, unter ihrem hohen Arbeitspensum zu leiden. Im Jahr 2013 waren es bereits 65 %!

Neben dem subjektiven Leid, dass durch Überlastung und chronischen Stress entsteht, hat das Problem auch eine finanzielle Seite. Seit Jahren steigen bei allen Krankenkassen die Fallzahlen und Krankheitsdauern wegen psychischer Erkrankungen an. Auch die Ursache für vorzeitige Berentung ist inzwischen oft bei den psychischen Störungen zu suchen (vgl. hierzu folgende Abbildung).

Lexikon | Steigende Krankheitszahlen wegen psychischer Störungen Steigende Krankheitszahlen wegen psychischer Störungen
(Quelle: AOK )

Die häufige und oft undifferenzierte Verwendung des Begriffes Stress macht deutlich, dass Gesundheit und Krankheit nicht nur von körperlichen Faktoren abhängen, sondern auch vom eigenen Verhalten und dem individuellen Lebensstil.

Starben früher viele Menschen an Infektionskrankheiten (zum Beispiel Lungenentzündung, Typhus oder Tuberkulose), so sind diese Erkrankungen heute zumindest in den industrialisierten Ländern weitgehend gebannt. An ihre Stelle sind die so genannten Zivilisationskrankheiten getreten (vor allem Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Muskel-Skelett-Erkrankungen, psychische Erkrankungen und Tumore), die hunderttausende Menschen jährlich das Leben kosten.

Es handelt sich dabei vorwiegend um chronische Erkrankungen, die nicht allein durch biologische, sondern in wesentlichen Teilen durch soziale und persönlichkeitsspezifische Faktoren sowie durch ungünstige Formen der Lebensführung entstehen und aufrechterhalten werden. Stress ist nicht nur Mitverursacher vieler Erkrankungen, sondern wirkt sich auch indirekt aus – Menschen unter chronischer Belastung verhalten sich oft gesundheitsschädigend, trinken und rauchen mehr, essen ungesund und greifen häufig zu Beruhigungs-, Schmerz- oder Schlafmitteln.

Stress wird oft als von außen kommend angesehen, und der Einzelne fühlt sich den Belastungen hilflos ausgeliefert. In den letzten Jahren ist eine Reihe sehr wirksamer Stressbewältigungsprogramme entwickelt worden, deren Effektivität in vielen Untersuchungen bei einer Fülle von psychischen und somatischen Erkrankungen bestätigt wurde.

Der individuelle Umgang mit hohen Belastungsanforderungen sollte vorbeugend praktiziert werden. Je gesünder und früher man mit der Stressbewältigung beginnt, desto einfacher und effektiver sind die Bewältigungsmaßnahmen zu lernen.

Der Stressbegriff stammt ursprünglich aus dem angelsächsischen Sprachraum und kann mit Druck, Beanspruchung oder Spannung übersetzt werden. Bezogen auf den Alltag deutet Stress immer auf einen hohen Grad an Belastung hin.

Daher gehören in der BGF Angebote zur besseren Stressbewältigung zum Standardangebot:

  • Kurse zum Stressmanagement
  • Kurse zum Zeitmanagement
  • Kurse zur Entspannung

Noch wichtiger als Angebote zur individuellen Gesundheitsförderung ist allerdings die Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Immerhin sind diese die Ursache für einen Großteil der berichteten Stressbelastung und der dadurch mit ausgelösten psychischen Störungen.

Hinweis

Im BGM ist es wichtig, die Ursachen für die Stressbelastung herauszufinden, um dann gezielt die Probleme beheben zu können. Dies gelingt mithilfe der Gefährdungsbeurteilung. Zu den anschließenden Maßnahmen gehören gezielte Verbesserungen der Arbeitsbedingungen und Angebote zum individuellen Stressmanagement.

 

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