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Myofasziale Leitbahnen

Der Name der Faszien stammt aus dem Lateinischen und bedeutet übersetzt Bündel. Während in der Vergangenheit unter diesem Begriff bestimmte Topologien und Histologien in den verschiedenen Schichten des Bindegewebes bezeichnet wurden, wird neuerdings ein größerer Kontext für den Begriff Faszie gewählt. Faszien beschreiben daher mittlerweile einen großen Teil des Bindegewebes, zu dem auch Blut und große Teile des Immunsystems gezählt werden. Die sogenannte extrazelluläre Matrix bildet das Fasziennetz. Sie setzt sich zusammen aus faserigen ebenso wie mukösen Substanzen und umfasst darüber hinaus auch das gesamte gebundene wie auch ungebundene Wasser, das diese Bestandteile umgibt. Die Faszien selbst bestehen somit unter anderem aus festen Fasern und schleimigeren Substanzen. Eine 100 % Abgrenzung, was zur Faszie gehört und was nicht, ist dabei zum aktuellen Zeitpunkt umstritten.

Einigkeit besteht hingegen beim Gesamtkonzept der Faszien. Jede einzelne Zelle des Körpers ist über die genannte extrazelluläre Matrix miteinander verbunden. Die Matrix reagiert hierbei auf alle auf den Körper einwirkenden Kräfte, wie etwa die Schwerkraft, oder andere äußeren Einflüsse und auch die eigenen Bewegungen. Das Fasziennetz formt somit ein aktives Regulationssystem und ist für den Körper und seine Bewegungen von existentieller Bedeutung.

Das Bindegewebe ist insgesamt betrachtet ein besonders anpassungsfähiger Teil des menschlichen Körpers. In Abhängigkeit von den Belastungen, denen es ausgesetzt ist, ist es in der Lage, seinen Aufbau und auch seine Struktur anzupassen und zu verändern.

Bei Überlastung oder Schädigung der bindegewebigen Strukturen können funktionelle Einschränkungen die Folge sein. Dies kann von Wadenkrämpfen über Knieproblemen bis zum Achillessehnenriss viele Symptome und Folgen umfassen. Wird das Bindegewebe wie auch die Muskeln angemessen trainiert und auf Höchstleistungen vorbereitet, kann eine wirksame Verletzungsprophylaxe wie auch eine Steigerung der körperlichen Leistung die Folge sein.

Ein Beispiel für die erstaunliche Auswirkung der Faszien auf Bewegungen wurde bei der Untersuchung der Sprungbewegung von Kängurus entdeckt. Kängurus sind in der Lage, deutlich weitere Sprünge zu machen, als es ihnen allein auf Basis der Beinmuskulatur möglich sein sollte. Die zusätzlichen Prozent Sprungkraft werden durch den sogenannten Katapult-Effekt der Sehnen und Faszien erzeugt. In den Beinen der Kängurus werden diese vor der Bewegung wie Gummibänder unter Spannung gesetzt und explosionsartig freigesetzt. Auch andere Tiere wie Gazellen nutzen diesen Mechanismus, um über besondere Sprung- oder Beschleunigungskräfte verfügen zu können.

Auch der Mensch macht sich die Wirkungsweise der Faszien zu Nutze. Bei elastisch-federnden Bewegungen kontrahieren die Muskeln annähernd isometrisch. Dies bedeutet, dass sie kurzzeitig versteifen, ihre Länge dabei jedoch kaum ändern. Dafür verkürzen und verlängern sich die bindegewebigen Strukturen und führen dadurch die eigentliche Bewegung herbei.

Zur Stärkung der Faszien wird empfohlen, dynamisch fließende Dehnung der statischen Dehnstellung zu bevorzugen. Hierbei unterscheidet man langsame von schneller dynamischen Dehnung.

Lexikon - Gesunde Faszien weisen eine gitterähnliche Anordnung auf, während Bewegungsmangel zu einer chaotischen Anordnung führen kann

Gesunde Faszien weisen eine gitterähnliche Anordnung auf, während Bewegungsmangel zu einer chaotischen Anordnung führen kann
(Quelle: fascialnet.com)

Generell wird der Körper durch die Faszien in Kombination mit Muskelketten zu einem Spannungsnetzwerk verwoben. Über lange Faszienketten können Informationen über die Aktivierung von Muskeln auch an andere Stellen des Körpers gesendet werden, so dass Muskeln zusammenarbeiten können, auch wenn sie nicht direkte Nachbarn sind. Muskeln arbeiten nach diesem Ansatz keineswegs isoliert oder auch nur als Muskelgruppe, sondern werden zu größeren funktionalen Faszienbahnen zusammengefasst.

 

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