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Molkeneiweiß/Laktalbumin (Whey-Protein)

Laktalbumin, auch Molkeneiweiß genannt, ist ein Bestandteil des Milchproteins, welches sich aus Laktalbumin und Kasein zusammensetzt. Laktalbumin ist dabei mit rund 20 % der Gesamtmenge des Milchproteins in deutlich geringerer Menge enthalten als Kasein.

Laktalbumin ist das Einzelprotein mit der höchsten biologischen Wertigkeit. Diese beträgt 104, einige Hersteller bewerben ihr Whey-Protein mit einer biologischen Wertigkeit von bis zu 157. Dieser Wert soll sich auf reines, nicht denaturiertes Molkeneiweiß beziehen. Wissenschaftlich ist diese Aussage jedoch nicht bestätigt und sollte daher skeptisch betrachtet werden. 

Mit Denaturierung bezeichnet man eine strukturelle Veränderung von Biomolekülen, mit der sich auch die Eigenschaften der einzelnen Moleküle ändern. Der höchste Standard für Whey-Protein ist demnach ein Eiweiß, welches in nicht-denaturierter Form vorliegt. Um dies zu erreichen, müssen bei der Herstellung unterschiedliche Vorgehensweisen angewandt werden und verschiedene Dinge Beachtung finden. Je nach Art der Bearbeitung kann es mittels Denaturierung zu mehr oder weniger drastischen Veränderungen der Molekülstrukturen kommen. Die schonendste Herstellungsart von Laktalbumin stellt derzeit die so genannte Cross-Flow-Filtration dar. Hierbei kommt es im Gegensatz zu anderen Herstellungsverfahren wie dem Ionen-Austauschverfahren oder der mit Säure bearbeiteten Herstellung zu einer wesentlich geringeren Denaturierungsrate.

Molkeneiweiß ist zudem sehr reich an essenziellen Aminosäuren, welche den Haupteinfluss auf die Stimulation der Muskelproteinaufbauprozesse haben. Speziell die verzweigtkettigen essentiellen Aminosäuren (BCAA) Isoleucin, Valin und Leucin haben hier einen besonders starken Einfluss. Molkenprotein ist somit die reichhaltigste natürliche Quelle an diesen verzweigtkettigen, essenziellen Aminosäuren, weshalb die biologische Wertigkeit dieser Eiweißkomponente so hoch ist. Zudem ist das Whey-Protein sehr schnell und einfach verdaulich, weswegen es generell für alle Zeitpunkte empfohlen werden kann, zu denen eine schnelle Proteinversorgung erwünscht ist. Bereits 30 Minuten nach dem Verzehr, in Abhängigkeit von der Art des Whey-Proteins, ob es in Wasser oder Milch gemischt wird und dem Füllstand des Magens, können die ersten Aminosäuren aus dem Laktalbumin im Blut nachgewiesen werden. Allerdings sinkt der Plasmaaminospiegel auch genauso schnell wieder ab, so dass nach rund 240 Minuten wieder ein basaler Wert beobachtet werden kann. Der Einsatz von Whey-Protein im sportiven Bereich etwa 45 Minuten vor dem Training und/oder direkt nach der Trainingseinheit kann somit empfohlen werden.

Hier gilt jedoch zu beachten, dass ein hoher Konsum von Molkenprotein nicht nur die Proteinsynthese anregt, sondern auch die Leucin-Oxidation fördert. So werden überdurchschnittlich hohe Mengen an Aminosäuren zum Zwecke der Energiebereitstellung verstoffwechselt und kommen somit nicht unmittelbar dort an, wo sie eigentlich benötigt werden – nämlich im Muskelgewebe zum Aufbau neuer Muskelstrukturen. Interessanterweise scheint das von der biologischen Wertigkeit her minderwertige Kasein hier deutliche Vorteile zu besitzen: Die so genannte Leucinbalance war bei der Zufuhr von Kasein ausgeglichener. Aus diesem Grund hatte in einer Studie, die Whey und Kasein bezüglich ihrer Auswirkung auf den Muskelaufbau verglich, Kasein die Nase leicht vorn und Probanden, die vornehmlich Kasein als Proteinquelle nutzten, konnten einen höheren Muskelanteil aufweisen. Aufgrund der Stimulierung der Proteinsynthese durch den hohen Leucingehalt des Laktalbumins wird dieses jedoch trotzdem umgangssprachlich als anaboles Protein bezeichnet.

Doch auch aus gesundheitlicher Sicht kann der Konsum von Laktalbumin durchaus interessant sein. Nicht-denaturiertes Molkenprotein enthält unterschiedliche Immunglobuline, die zu einer Stärkung des Immunsystems führen können. Wer von dieser Eigenschaft profitieren möchte, sollte jedoch genau auf die Art des gekauften Whey-Proteins und dessen Herstellungsverfahren achten. Es sollte sich um ein Cross-Flow-filtriertes Molkenprotein handeln, welches anschließend über Sprühtrocknung konzentriert wurde. Hierbei ist die Denaturierungsrate am geringsten.

Ein regelmäßiger Molkenprotein-Konsum wurde in diversen Studien mit einem Anstieg des HDL-Cholesterins in Verbindung gebracht, und auch weitere positive Anpassungen im Bereich der Blutfettwerte konnten teilweise beobachtet werden.

Auf dem Nahrungsergänzungsmarkt werden unterschiedliche Formen an Laktalbumin angeboten. Man unterscheidet dabei:

  1. Molkenproteinkonzentrate,
  2. Molkenprotein-Isolate,
  3. Molkenprotein-Hydrolysate.

Molkenproteinkonzentrat ist, wie der Name schon sagt, ein Molkeneiweiß in Konzentratform. Bei derartigen Produkten finden sich neben dem reinen Molkeneiweiß auch Reste des Milchzuckers und Milchfetts wieder, allerdings auch sämtliche weiteren positiven Inhaltsstoffe des Molkenproteins. Bei einem schonend produzierten Molkeneiweiß handelt es sich um die natürlichste Form des Laktalbumins. Insbesondere für Personen mit Milchzuckerunverträglichkeit stellt dies jedoch oftmals ein Problem dar. Wer trotzdem nicht auf Molkenproteine und deren Vorteile verzichten möchte, kann sich für ein Molkenprotein-Isolat entscheiden.

Beim Molkenprotein-Isolat wurde der Proteinanteil von den weiteren Bestandteilen des Konzentrates isoliert. Das Endergebnis ist, je nach Stufe der Isolation, ein nahezu fett- und kohlenhydratfreies reines Laktalbumin. In der Regel kann dieses auch von Personen mit Laktoseintoleranz konsumiert werden. Nachteilig ist, dass es bedingt durch die Isolierung des Proteins auch zu Veränderungen im Bereich der Aminosäuren und Proteinstrukturen kommen kann und Denaturierungen somit nicht ausgeschlossen werden können. Isolate können durch Ionenaustauschverfahren hergestellt werden. Dadurch sollen der Milchzucker- und der Milchfettgehalt minimiert und die nicht denaturierten Proteinfraktionen maximiert werden.

Molkenprotein-Hydrolysate

Ein anderer letzter Arbeitsschritt ist die Hydrolyse. Durch dieses Vorgehen werden die langen Aminosäurenketten des Laktalbumins in kleinere und kürzere Ketten geteilt. Dem Magen-Darm-Trakt wird dadurch bereits im Vorfeld ein Teil der Verdauungsarbeit abgenommen. Das Ergebnis ist ein nochmals schneller verdauliches und verwertbares Molkenprotein. Hydrolysate können entweder auf enzymatischem Weg oder durch den Einsatz diverser Säuren hergestellt werden. Eine enzymatische Herstellung ist dabei die schonendere Variante und sollte daher bevorzugt werden.

Ein weiteres Molkenprotein-Produkt, das jedoch hierzulande noch eher unbekannt ist, ist das so genannte Native Whey-Protein. Natives Molkeneiweiß unterscheidet sich von herkömmlichen Proteinen dadurch, dass das Laktalbumin nicht wie sonst üblich bei der Käseherstellung gewonnen, sondern direkt aus der Milch extrahiert wird. Dies geschieht bei sehr niedrigen Temperaturen, was zu einem sehr geringen Denaturierungsgrad und besserer Bioverfügbarkeit führt.

Natives Molkenprotein weist zudem eine höhere Konzentration der verzweigtkettigen Aminosäuren Leucin, Isoleucin und Valin auf, weiterhin wertvolle Cystein-Peptide, welche wiederum wichtige Ausgangsstoffe für die Synthese diverserer Antioxidantien darstellen, unter anderem für Glutathion. Natives Molkenprotein kann in Bezug auf seine Qualität somit dem herkömmlichen Molkenprotein übergeordnet werden.

Die exakte Dosierungsmenge orientiert sich in erster Linie am Proteingehalt der täglichen Ernährung durch herkömmliche Nahrungsmittel.

Hinweis

Je nach Zielsetzung und Verträglichkeit sollte jedem Einzelnen eine individuelle Lösung geboten werden. Sportlern mit dem Wunsch der Trainingsoptimierung in Hinblick auf Muskelwachstum und -regeneration sollte ein Proteinshake (Molkenprotein in Wasser oder entrahmter Milch) unmittelbar nach dem Training empfohlen werden. In der Regel ist ein Whey-Protein-Konzentrat vollkommen ausreichend. Lediglich Hochleistungssportler oder Bodybuilder in der Endphase ihrer Wettkampfvorbereitung profitieren unter Umständen auch von den beiden anderen Arten des Molkenproteins.

Personen mit Milchzuckerunverträglichkeit sollten unabhängig von der Zielsetzung in jedem Fall zu Molkenprotein-Isolaten greifen, um gesundheitliche Probleme zu vermeiden.

 

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