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Laktat-Leistungsdiagnostik

Die Laktat-Leistungsdiagnostik ist das am weitesten verbreitete sportmedizinische Verfahren zur Diagnostik der Ausdauerleistung und wird seit Mitte der 1970er-Jahre zur Bestimmung des Übergangs zwischen rein aerober Energiebereitstellung, gemischt aerob-anaerober Energiebereitstellung und rein anaerober Energiebereitstellung herangezogen. Diese Form der Diagnostik geht auf die Arbeit des Sportmediziners Alois Mader zurück (vgl. Mader et al., 1976), der erstmalig eine aerob-anaerobe Schwelle auf der Laktatkurve definierte und anhand dieser Schwelle die Ausdauerleistungsfähigkeit beurteilte und Trainingsbereiche anhand der Laktatkurve in Intensitätsbereiche definierte. Während die Arbeit von Mader zunächst sogenannte fixe Schwellen bei vier mmol/l Laktat (anaerobe Schwelle) und zwei mmol/l Laktat (aerobe Schwelle) hervorbrachte, entwickelte sich aus diesen grundsätzlichen Überlegungen rund um die Laktatdiagnostik, die Bestimmung von die Schwellen und Trainingssteuerung eine Vielzahl von Methoden zur Bestimmung einer Schwelle oder zweier Schwellen und entsprechend viele Testprotokolle, die dem jeweiligen Schwellenkonzept zugeordnet sind. Hier sind exemplarisch die Arbeiten von Keul et al. (1979), Tegtbur (1989), Simon/Dickhuth (1986) sowie Stegmann/Kindermann (1981) zu nennen.

Die Laktat-Leistungsdiagnostik war lange Zeit dem Leistungssport vorbehalten, da sowohl der materielle Einsatz und Aufwand sowie die aufwändige Bestimmung der Laktatschwellen und Auswertung der Testergebnisse dieses Testverfahren teuer und komplex machten. Durch die Weiterentwicklung der Messmethodik und die Entwicklung von Software-gestützter Auswertung ist die Laktat-Leistungsdiagnostik heute auch dem Freizeitsport zugänglich und hat eine flächendeckende Verbreitung gefunden. Dennoch sind für eine hochwertige Diagnostik und nachfolgende ebenfalls hochwertige Trainingsplanung immer noch die Erfahrung und das Wissen des Diagnostikers entscheidend.

Im Rahmen der Laktat-Leistungsdiagnostik absolviert der Proband in der Regel ein stufenförmiges Belastungsprotokoll auf einem geeichten Ergometer (Laufband, Radergometer, Rolle, Ruderergometer etc.), in dessen Verlauf er von leichter Belastung bis hin zu einer fast maximalen Belastung beansprucht wird. Eine Durchführung als Feldtest ist ebenfalls möglich und durchaus gebräuchlich, liefert aber nur ungenaue Ergebnisse, aufgrund der nicht optimal zu standardisierenden Bedingungen. Am Ende jeder Belastungsstufe werden die Parameter Herzfrequenz, Leistung und Laktatkonzentration im Kapillarblut ermittelt und dokumentiert. Das Kapillarblut wird dabei minimal-invasiv aus dem Ohrläppchen entnommen. Mitunter werden auch noch weitere Parameter wie subjektives Belastungsempfinden, Blutdruck sowie eine Beurteilung der Technik (Lauftechnik, Tritt, Technik von Stock- und Skieinsatz) erfasst. Diese Parameter sind zur Auswertung der Laktat-Leistungsdiagnostik aber nicht vonnöten.

Um eine aussagekräftige Laktat-Leistungsdiagnostik durchführen zu können, muss der Proband gewisse Vorbedingungen einhalten, die sein Ernährungsverhalten und die Beanspruchung durch sportliche Aktivität im Vorfeld der Diagnostik betreffen.

Die Beurteilung der Leistung erfolgt anhand des charakteristischen Verlaufs der Laktat-Leistungskurve (siehe folgende Abbildung) und anhand der erbrachten Leistung/Maximalleistung.

Lexikon | Laktat-Leistungskurve eines Läufers

Laktat-Leistungskurve eines Läufers

Eine besondere Form der Laktatdiagnostik stellt die Bestimmung des maximalen Laktat-Steady-State, kurz maxLaSS, dar. Das maxLaSS ist definiert als die Belastung, bei der der Laktatwert innerhalb der letzten 20 Minuten einer 30-minütigen Dauerbelastung um weniger als 1,0 mmol/l Laktat ansteigt (vgl. Heck et al., 1985). Es kennzeichnet damit praktisch die höchste Belastung, bei der die Energiegewinnung noch überwiegend aerob erfolgen kann. Für Ausdauersportler ist die Kenntnis über diese Dauerleistungsgrenze entscheidend, um die Leistung bei Wettkämpfen (zum Beispiel Halbmarathon, Marathon, Ironman) richtig zu planen und ein Wettkampfziel ausgeben zu können. Da der maxLaSS-Test einen hohen Materialverbrauch mit sich bringt (mindestens drei Messungen je Teststufe) und aufgrund der Stufendauer von zehn Minuten auch einen hohen Zeitaufwand beinhaltet, wird er momentan vor allem im Spitzensport angewendet, wo die exakte Kenntnis über die Dauerleistungsgrenze wichtiger ist als im leistungsorientierten Amateursport und Freizeitsport.

 

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