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Krankenkassenanerkennung nach §20 SGB V - Ernährung

Der Ernährung kommt eine zentrale Rolle sowohl für den Erhalt der Gesundheit als auch bei der Entstehung bestimmter Erkrankungen zu. Nach Angaben des Ernährungsberichts 2004 sind über zwei Drittel aller Todesfälle auf Erkrankungen zurückzuführen, bei denen die Ernährung als alleinige Ursache oder als einer von mehreren Faktoren an der Krankheitsentstehung beteiligt ist. Aufgrund der großen Bedeutung des Ernährungsverhaltens für die Entstehung dieser Erkrankungen stellt die Förderung einer gesundheitsgerechten Ernährung ein zentrales Handlungsfeld der Krankenkassen in der primären Prävention dar.

Das Ernährungsverhalten ist auch von strukturellen Voraussetzungen (wie z. B. der Verfügbarkeit eines qualitativ hochwertigen Lebensmittelangebots) abhängig. Um die Ernährungssituation in Deutschland nachhaltig zu verbessern, sind neben den in diesem Kapitel beschriebenen verhaltenspräventiven Ernährungsangeboten daher auch weitere, insbesondere verhältnispräventive Maßnahmen (z. B. in Bezug auf das Lebensmittelangebot und die Lebensmittelkennzeichnung), erforderlich, die nicht in die Zuständigkeit der GKV fallen.

Präventionsprinzip:

Vermeidung von Mangel- und Fehlernährung

Bedarf:
Für viele chronische Krankheiten wurde eine Abhängigkeit von der Ernährung festgestellt. Zu diesen zählen insbesondere Krankheiten des Herz-Kreislauf-Systems, einige bösartige Neubildungen, Krankheiten des Verdauungssystems sowie endokrine Erkrankungen und Stoffwechselkrankheiten (darunter mit wachsender epidemiologischer Bedeutung Diabetes mellitus Typ 2). Zusätzlich werden Allergien und Lebensmittelunverträglichkeiten sowie Mangelerkrankungen als durch die Ernährungsweise beeinflussbar angesehen64.

Nach wie vor ist die Ernährungssituation der Bevölkerung generell als unbefriedigend einzustufen in Bezug auf

  • Höhe und Qualität der Fettzufuhr,
  • Höhe und Qualität der Kohlenhydratzufuhr (zu hoher Zuckerverzehr, zu geringe Aufnahme an Ballaststoffen),
  • Höhe der Natriumzufuhr (zu hoher Kochsalzverzehr bei Erwachsenen über 50 Jahre)
  • Versorgung mit Calcium, Jod und Vitamin D,
  • Versorgung mit Folat und Eisen, insbesondere bei Frauen im gebärfähigen Alter
  • ausreichende Flüssigkeitszufuhr65


Zur Verbesserung der Ernährungssituation sind Verhaltensänderungen in der Bevölkerung in Richtung einer fett-, zucker- und salzärmeren, gleichzeitig aber vitamin-, mineralstoff- sowie ballaststoffreicheren Ernährungsweise erforderlich.

Wirksamkeit:
Vorhandene Studien belegen, dass eine bedarfsgerechte und ausgewogene Ernährungsweise wirksam zur Verhütung zahlreicher Erkrankungen beitragen kann.

Ziel der Maßnahme:

  • Stärkung der Motivation und Handlungskompetenz zu einer eigenverantwortlichen und nachhaltigen Umstellung auf eine individuell bedarfsgerechte Ernährung nach den jeweils aktuellen Lebensmittel-Empfehlungen68 und DGE-Beratungsstandards69 bzw. den Empfehlungen des Forschungsinstituts für Kinderernährung (FKE)70 sowie
  • ggf. Motivation zu vermehrter Bewegung im Alltag


Zielgruppe:

  • Versicherte mit ernährungsbezogenem Fehlverhalten ohne behandlungsbedürftige Erkrankungen des Stoffwechsels oder psychische (Ess-)Störungen


Inhalt:
Trainings-/Schulungsmodule

  • zur Förderung eines bedarfsgerechten, gesundheitsfördernden Ernährungsverhaltens
  • zur Verhaltensmodifikation durch Training der flexiblen Verhaltenskontrolle
  • zur Motivation zu vermehrter Bewegung im Alltag
  • zum Einüben des verbesserten Koch- und Einkaufsverhaltens unter Einbeziehung des sozialen Umfelds und Berücksichtigung der Alltagssituation.


Ausschlusskriterien für eine Förderfähigkeit:

  • Produktwerbung und Produktverkauf
  • Einsatz von Nahrungsergänzungsmitteln, Formula-Diäten und weiterer Produkte
  • spezielle Messungen von Stoffwechselparametern
  • reine Koch- und Backkurse


Methodik:

* verhaltensorientierte Beratung, in der Regel in Gruppen
* praktische Übungen, z. B. zum Essverhalten

Anbieterqualifikation:

Zur Durchführung entsprechender Maßnahmen kommen Fachkräfte mit einem staatlich anerkannten Berufs- oder Studienabschluss im Bereich Ernährung in Betracht, insbesondere

  • Diätassistenten
  • Oecotrophologen (ernährungswissenschaftliche Ausrichtung; Abschlüsse: Diplom, Master, Bachelor)
  • Ernährungswissenschaftler (Abschlüsse: Diplom, Master, Bachelor)
  • Diplom-Ingenieure Ernährungs- und Hygienetechnik, Schwerpunkt "Ernährungstechnik"
  • Diplom-Ingenieure Ernährung und Versorgungsmanagement, Schwerpunkt "Ernährung"


mit gültiger Zusatzqualifikation entsprechend den Inhalten eines der den folgenden Zertifikaten zugrunde liegenden Curricula:

  • Ernährungsberater/DGE, Ernährungsmedizinischer Berater/DGE
  • VDD-Fortbildungszertifikat
  • Zertifikat Ernährungsberater VDOE
  • VFED-Zertifizierung
  • QUETHEB-Registrierung sowie
  • Ärzte mit gültigem Fortbildungsnachweis gemäß dem Curriculum Ernährungsmedizin der Bundesärztekammer76. Zusätzlich kann hier der Nachweis der QUETHEB-Registrierung erbracht werden.
  • Außerdem ist eine Einweisung in das durchzuführende Programm nachzuweisen.


Präventionsprinzip:

Vermeidung und Reduktion von Übergewicht

Bedarf:
Nach den Daten der Nationalen Verzehrsstudie II (2005-2007) haben in Deutschland 45,5% der Männer und 29,5% der Frauen geringes bis mittelgradiges Übergewicht (BMI 25-29,9). Der Anteil adipöser Personen (starkes Übergewicht, BMI =30) liegt bei 20,5% (Männer) bzw. 21,1% (Frauen). Insgesamt gelten damit 66% der erwachsenen Männer und 51% der erwachsenen Frauen in Deutschland als übergewichtig oder adipös. Der Anteil übergewichtiger Kinder und Jugendlicher (3-17 Jahre) betrug gemäß den Daten des Kinder und Jugend- Gesundheitssurveys im Durchschnitt der Jahre 2003-2006 15%, davon waren 6% adipös.

Sowohl bei Kindern / Jugendlichen als auch bei Erwachsenen hat der Anteil übergewichtiger Personen in den letzten Jahren kontinuierlich zugenommen. Durch Übergewicht und Adipositas erhöht sich das Risiko für zahlreiche Krankheiten insbesondere des Herz-Kreislauf-Systems, des Stoffwechsels, des Muskel- und Skelettsystems sowie für bestimmte Krebserkrankungen. Für das Erkrankungsrisiko spielt zusätzlich zum Übergewicht als solchem auch das Fettverteilungsmuster eine wichtige Rolle. Eine überhöhte viszerale Fettmasse (Taillenumfang >102 cm bei Männern und >88 cm bei Frauen) erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich.

Wirksamkeit:
Maßnahmen, die sowohl Module zu einem bedarfsgerechten, gesundheitsfördernden Ernährungsverhalten als auch zu sportlicher Aktivität beinhalten, können eine nachhaltige Senkung des Körpergewichts bewirken. Empfohlen werden spezifische Methoden der Verhaltensmodifikation. Bei Kindern und Jugendlichen hängt die langfristige Effektivität von Maßnahmen zur Stabilisierung bzw. Senkung des Körpergewichts auch davon ab, dass die Eltern der Kinder in die Durchführung einbezogen werden.

Zielgruppe:
Erwachsene:

* Personen mit BMI >25 bis < 30 (BMI = 30 bis < 40 nur nach ärztlicher Rücksprache) ohne behandlungsbedürftige Erkrankungen des Stoffwechsels oder psychische (Ess-) Störungen

Kinder und Jugendliche:

* übergewichtige Kinder und Jugendliche im Alter von 8-18 Jahren im Bereich der 90. bis 97. Perzentile der Häufigkeitsverteilung der alters- und geschlechtsspezifischen BMI-Werte

* Kinder mit einem Gewicht im Bereich der 97. bis 99,5. Perzentile nach ärztlicher Rücksprache und ohne weitere behandlungsbedürftige Risikofaktoren des Stoffwechsels86 oder Begleiterkrankungen

jew. unter Einbeziehung der Familie und des sozialen Umfelds

Ausschlusskriterien für eine Teilnahme:

  • sekundäre und syndromale Adipositasformen
  • psychiatrische Grunderkrankung / Essstörung
  • bei Kindern und Jugendlichen außerdem: mangelnde Bereitschaft der Eltern, eine kontinuierliche Teilnahme zu unterstützen


Ziel der Maßnahme:
Erwachsene:

* gesundheitsförderndes Ernährungs- und Bewegungsverhalten
* angemessene Gewichtsreduktion und -stabilisierung

Kinder und Jugendliche:

* gesundheitsförderndes Ernährungs- und Bewegungsverhalten
* Konstanthaltung des Körpergewichts bei gleichzeitigem Längenwachstum (ggf. Gewichtsreduktion)
* Vermeidung von Adipositas assoziierten Erkrankungen
* Verbesserung des Körperbewusstseins, des Selbstbewusstseins und des Selbstwertgefühls

Inhalt:
Trainings-/ Schulungsmodule

  • zu Ursachen des Übergewichts
  • zur Förderung eines bedarfsgerechten, gesundheitsfördernden Ernährungsverhaltens [Ziel: ausgewogene Energiebilanz durch fettmoderate, kohlenhydratbetonte (Stärke, nicht Zucker) und ballaststoffreiche Kost nach den jeweils aktuellen Empfehlungen und Beratungs-Standards der DGE bzw. der optimierten Mischkost des FKE]
  • zum Erkennen und Verändern situationsabhängigen Essverhaltens
  • zur flexiblen Verhaltenskontrolle
  • zur Motivation und ggf. Anleitung zu vermehrter Alltagsbewegung und sportlicher Aktivität sowie Reduzierung von Inaktivität (z. B. Fernsehen)
  • zum Einüben des verbesserten Koch- und Einkaufsverhaltens (u. a. Reflexion von Werbestrategien und eigenem Konsumverhalten) unter Einbeziehung des sozialen Umfelds und Berücksichtigung der Alltagssituation
  • zur Vermeidung des "Jo-Jo-Effektes"
  • bei Kindern und Jugendlichen außerdem: Förderung eines verbesserten Körpergefühls und Selbstbewusstseins; Einbeziehung der Eltern


Ausschlusskriterien für eine Förderfähigkeit:

  • Produktwerbung und Produktverkauf
  • Einsatz von Medikamenten zur Gewichtsabnahme, Formula-Diäten (Nahrungsersatz- oder -ergänzungsmittel) sowie extrem kalorienreduzierter Kost
  • spezielle Messungen von Stoffwechselparametern
  • reine Koch- und Backkurse


Methodik::

* verhaltensorientierte Beratung, in der Regel in Gruppen
* praktische Übungen, z. B. zum Ess- und Bewegungsverhalten
* bei Kindern und Jugendlichen jeweils unter Einbeziehung der Familie

Anbieterqualifikation:
Zur Durchführung entsprechender Maßnahmen kommen Fachkräfte mit einem staatlich anerkannten Berufs- oder Studienabschluss im Bereich Ernährung in Betracht, insbesondere

  • Diätassistenten
  • Oecotrophologen (ernährungswissenschaftliche Ausrichtung; Abschlüsse: Diplom, Master, Bachelor)
  • Ernährungswissenschaftler (Abschlüsse: Diplom, Master, Bachelor)
  • Diplom-Ingenieure Ernährungs- und Hygienetechnik, Schwerpunkt "Ernährungstechnik"
  • Diplom-Ingenieure Ernährung und Versorgungsmanagement, Schwerpunkt "Ernährung"


mit gültiger Zusatzqualifikation entsprechend den Inhalten eines der den folgenden Zertifikaten zugrunde liegenden Curricula:

* Ernährungsberater/DGE, Ernährungsmedizinischer Berater/DGE
* VDD-Fortbildungszertifikat
* Ernährungsberater VDOE
* VFED-Zertifizierung
* QUETHEB-Registrierung sowie
* Ärzte mit gültigem Fortbildungsnachweis gemäß dem Curriculum Ernährungsmedizin der Bundesärztekammer. Zusätzlich kann hier der Nachweis der QUETHEB-Registrierung erbracht werden.

Außerdem ist eine Einweisung in das durchzuführende Programm nachzuweisen.

Werden Präventionskurse zur Vermeidung und Reduktion von Übergewicht in Kombination mit Bewegungs- und / oder Entspannungs-/ Stressbewältigungskursen angeboten, gelten für diese Kursbestandteile die Anforderungen der jeweiligen Handlungsfelder.

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