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Kraft des Fußballspielers

Durch zahlreiche Forschungsarbeiten in den letzten Jahren wurde eindeutig belegt, dass Krafttraining einen unverwechselbaren Wert für die Gesundheit und körperliche Leistungsfähigkeit besitzt – eine kräftige Muskulatur sichert die Gelenke, schützt vor Verschleiß und mildert Beschwerden des Bewegungsapparates.

Einem Fußballtrainer steht in der Regel nicht die klassische Kraftgeräteauswahl eines Fitnesstrainers zur Verfügung – er muss in seinem Trainingsalltag daher oftmals mit speziellen Hilfsmitteln, Kleingeräten oder Substituten (z. B. Matten, Gewichtsweste, Medizinball oder Theraband) arbeiten.

Unter dem Aspekt der Kondition wird Kraft als Fähigkeit des Sportlers verstanden, Widerstände durch willkürliche Muskelkontraktion zu überwinden bzw. äußeren Kräften entgegenwirken zu können – sie ist die energetische Basis für alle sportlichen Leistungen, bei denen die beanspruchten Muskeln mehr als etwa 30 Prozent ihrer maximal verfügbaren Kraft einsetzen müssen.

Erscheinungsformen und Strukturierung der Kraft

Für die meisten Sportarten wird die Kraftfähigkeit in ihre drei Hauptformen unterteilt. Diese sind die Maximalkraft, die Schnellkraft und die Kraftausdauer. Dazu kommen noch deren Subkategorien oder Mischformen.

Die Maximalkraft ist die höchste Kraft, die der Sportler bei willkürlicher Kontraktion auszuüben vermag – sie gilt als grundlegende konditionelle Fähigkeit für die Mehrzahl sportlicher Leistungen, bei denen mehr als 30 Prozent der individuellen Kraft eingesetzt werden müssen.

Von Schnellkraft wird in der Sportpraxis gesprochen, wenn der eigene Körper, Körperteile oder ein Sportgerät beschleunigt werden – dafür muss die Kraft auf dem zu Verfügung stehenden Beschleunigungsweg schnell mobilisiert werden. Definiert wird Schnellkraft als die Fähigkeit, optimal schnell Kraft zu bilden.

Die dritte Hauptform ist die Kraftausdauer, die in den meisten Definitionen als die Ermüdungswiderstandsfähigkeit des Organismus bei langandauernden Kraftleistungen beschrieben wird.

Unbestritten ist, dass die Kraft im motorischen Beanspruchungsprofil eine hervorragende Bedeutung zukommt – weder eine primär auf Ausdauer noch eine auf Koordination, Beweglichkeit oder Schnelligkeit basierende Motorik lässt sich ohne bewegungserzeugende Kraftkomponenten verwirklichen.

Bedeutung der Kraft im Fußball

Für jede Aktion eines Fußballspielers, unabhängig von der Position, spielen die genannten Kraftfähigkeiten eine wichtige Rolle und gelten als Grundlage. Die Frage, die in diesem Zusammenhang häufig gestellt wird, ist, welche Art der Kraft im Fußball benötigt wird.

Betrachtet man die Bewegungsformen des Fußballers, so wird deutlich, dass die Schnellkraft eine große Bedeutung hat, da in vielen Bewegungsabläufen beschleunigende Krafteinsätze dominieren. Dies ist z. B. bei Sprüngen, Schüssen oder Antritten der Fall. Auch Richtungswechsel, Zweikämpfe und Abfangphasen von Lauf und Sprung sind überwiegend dynamische und hochexplosive Bewegungen, die eine schnellkräftige und ausdauernde Muskulatur erfordern.

Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Maximalkraft, die in ihrer Bedeutung allerdings häufig unterschätzt wird. Sportwissenschaftliche Untersuchungen haben aber gezeigt, dass es einen hochsignifikanten Zusammenhang zwischen Maximalkraft, Schnellkraft und Sprintkraft vorliegt.

Auch die dritte Kategorie der Hauptformen der Kraft, die Kraftausdauer, spielt eine wichtige Rolle – sie ermöglicht dem Fußballspieler, über einen längeren Zeitraum hinweg schnellkräftig und ohne größere Einbußen in der Schuss-, Sprung- oder Startkraft zu agieren.

Positive Effekte eines regelmäßigen und gesundheitsorientierten Krafttrainings liegen in den Bereichen:

  • Muskulatur (Ausgleich muskulärer Defizite und Verletzungsprophylaxe),
  • Bindegewebe (Kräftigung von Sehnen und Bändern),
  • Knochen (Osteoporoseprävention),
  • Gelenke (Aktivierung des Knorpelstoffwechsels),
  • Wirbelsäule (Reduzierung von Haltungsschwächen),
  • Nervensystem (Verbesserung der muskulären Koordination sowie Erhöhung von Präzision bzw. Geschwindigkeit einer Bewegung),
  • Psyche (Steigerung des Selbstwertgefühls, Entwicklung von Körperbewusstsein und Verbesserung des Wohlbefindens),
  • kardiopulmonales (Herz-Kreislauf-) und metaboles (hormonelles) System (regulierende Einflüsse),
  • rehabilitative Effekte wie die Beschleunigung der Rekonvaleszenz nach einer Verletzung oder Operation.

Beim Fußballer ist darauf zu achten, dass ein Krafttraining funktionsgerecht durchgeführt wird.

Trainingspraxis

Ein Krafttraining im Fußball wird meist nur auf die Beinmuskulatur bezogen durchgeführt, und der restliche Körper wird nur in geringem Maße berücksichtigt. Es muss jedoch die gesamte Muskulatur des Körpers gut austrainiert werden.

Das fußballspezifische Krafttraining lässt sich daher prinzipiell in zwei Arten einteilen – in das Krafttraining zur Verbesserung der konditionellen Fähigkeiten und das Training der tiefliegenden kleinen Muskelgruppen (Ganzkörperstabilisation).

  • Das Krafttraining zur Steigerung konditioneller Fähigkeiten bezieht sich hauptsächlich auf Maximal- bzw. Schnellkrafttraining der unteren Extremitäten bzw. der Muskelgruppen, die für das Sprinten und Springen verantwortlich sind.
  • Zur Ganzkörperstabilisation  gehören alle Krafteinflüsse, die dazu dienen während eines Spiels immer die optimale Körperposition (ob mit oder ohne Gegner) innezuhaben und somit einen ökonomischen Bewegungsablauf zu garantieren.

Hinweis

Je mehr Kraft ein Fußballspieler besitzt, um den Rumpf stabil zu halten, desto wirkungsvoller ist der Antrieb der Beinmuskulatur. Des Weiteren verleiht die Rumpf- und Schultergürtelmuskulatur dem Spieler eine bessere Standfestigkeit und stärkt somit sein Durchsetzungsvermögen in Zweikämpfen.

Besonders wichtig für den Fußballspieler ist eine ausgeprägte und ausbalancierte Muskulatur. Nur so können einzelne Gelenke und die Wirbelsäule vor den hohen Kräfteeinwirkungen des Fußballspiels umfassend geschützt werden. Vor allem Fußballer der unteren Spielklassen weisen jedoch sehr häufig muskuläre Dysbalancen auf – das bedeutet, dass ein Ungleichgewicht zwischen einzelnen Muskeln, welche funktionell in einem Zusammenhang stehen, vorherrscht. Beim Fußballer trifft dies oft auf die Bein- und Rückenmuskulatur zu.

Muskuläre Dysbalancen entstehen durch einseitiges Training oder einseitige Belastungen – sie können aber auch die Folge einer Verletzung sein. Solche Ungleichgewichte müssen durch entsprechende Kraft- und Stabilisationsübungen im Fußballtraining kompensiert werden. Ein kraftorientiertes Ausgleichstraining kann aber auch als Training in einem Fitnessstudio während der Sommer- bzw. Winterpause oder sogar während der Saison durchgeführt werden.

Grundsätzlich gilt: Wer als Trainer einer Fußballmannschaft auf Krafttraining bzw. Ganzkörperstabilisation verzichtet, verzichtet darauf, seine Spieler zu leistungsfähigen Athleten zu machen.

Für den Fußballspieler sind folgende Muskelgruppen bedeutend und sollten durch Krafttraining intensiv gestärkt werden:

  • vordere Oberschenkelmuskulatur (M. quadriceps femoris)
  • hintere Oberschenkelmuskulatur (ischiocrurale Muskulatur)
  • Wadenmuskulatur (M. gastrocnemius)
  • Bauchmuskulatur (Abdominale Muskulatur)
  • Rückenmuskulatur (M. erector spinae)
  • Brustmuskulatur (M. pectorales major)
  • Oberarmmuskulatur (Mm. biceps/M. Triceps brachii)
  • Deltamuskel (M. deltoideus) 

Je höher das Leistungsniveau, desto wichtiger wird Krafttraining mit hohen Zusatzlasten und Geräten. 

 

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