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Kasein

Biologische Wertigkeit: 75

Kasein ist die zweite Komponente des Milchproteins. Mit etwa 80 Prozent ist es mengenmäßig deutlich stärker vertreten als das Molkeneiweiß. Hinsichtlich der biologischen Wertigkeit kommt Kasein nicht an die Werte des Laktalbumins heran. Während Molkeneiweiß eine biologische Wertigkeit von 104 aufweist, besitzt Kasein lediglich eine Wertigkeit von etwa 75. Auch in den weiteren Eigenschaften unterscheidet sich Kasein deutlich vom Whey-Protein. So wird es beispielsweise deutlich langsamer verdaut und verstoffwechselt. Nachdem Kasein im Magen angekommen ist, bildet sich zunächst eine Art Gel. Dieses ist nur langsam verdaulich. Die komplette Verdauung des Kaseins kann so, je nach Art und weiteren Zusätzen, bis zu acht Stunden und länger andauern. Während Whey innerhalb von 30-60 Minuten im Blutplasma nachzuweisen ist, beginnt der Aminosäurespiegel nach dem Verzehr von Kasein erst später anzusteigen und erreicht seinen Höhepunkt erst nach 3-4 Stunden, wie in der folgenden Abbildung zu erkennen ist. Dieser Peak an Aminosäuren ist zudem, verglichen mit dem von Molkeneiweiß, deutlich geringer. Ein schneller und starker Anstieg essenzieller Aminosäuren im Blut, wie beim Laktalbumin, führt tendenziell zu einer Stimulation der Muskelproteinsynthese. Whey-Protein kann also eher als anaboles Protein bezeichnet werden, wohingegen das Kasein, welches man in natürlichen Lebensmitteln findet (hauptsächlich in Käse und Quark), durch die langsame Abgabe der Aminosäuren an den Organismus eher antikatabole Eigenschaften besitzt. So konnten diverse Studien zeigen, dass der Abbau von Muskelproteinen während einer energiereduzierten Ernährung durch den regelmäßigen Konsum von Kasein vermindert werden kann. Aus diesem Grund werden kaseinhaltige Lebensmittel häufig vor dem Schlafen empfohlen.

Ein Grund für die antikatabolen Eigenschaften ist der hohe Gehalt glukoplastischer Aminosäuren im Kasein. Diese Aminosäuren können zur Glukoseproduktion verwendet werden. Sie stehen durch die langsame Verdauung des Kaseins entsprechend lange zur Verfügung und können für den Glukoseneuaufbau, die Glukoneogenese, zur Stabilisierung des Blutzuckerspiegels aus Aminosäuren herangezogen werden. Ein Abbau von Muskelproteinen kann so vermieden werden.

Eine dieser Aminosäuren ist das Glutamin, welches im weiteren Verlauf dieses Lehrbriefes noch genauer besprochen wird und für Sportler und gesundheitsbewusste Fitnessathleten einige wichtige Vorteile mit sich bringt. Kasein ist hierfür eine besonders hochwertige Quelle, denn etwa 20 % des gesamten Proteingehalts entfallen bei Kasein auf die semi-essenzielle Aminosäure Glutamin. Auf dem Nahrungsergänzungsmarkt sind derzeit hauptsächlich die beiden Kasein-Formen Calciumcaseinat und miccelares Kasein zu finden. Diese beiden Kaseinarten unterscheiden sich hauptsächlich in der Herstellung.

Das miccelare Kasein wird durch Mikrofiltration gewonnen, ein sehr schonendes Herstellungsverfahren. Dadurch sinkt die Wahrscheinlichkeit einer Beschädigung der einzelnen Proteinfragmente. Bei der Mikrofiltration werden keine chemischen Hilfsmittel wie Säuren benötigt.

Calciumcaseinat hingegen wird durch den Einsatz von Säuren gewonnen. Vorteil hierbei: Man bekommt ein sehr fettarmes und kohlenhydratarmes, nahezu reines Kaseinprodukt. Allerdings kommt es bei diesem Verarbeitungsprozess teilweise zur Denaturierung und damit Veränderung der Proteinstrukturen.

Eine Denaturierung muss allerdings nicht immer schlecht sein. So kommt es beispielsweise erst durch die Denaturierung eines Hühnereis, das gekocht wird, zu einer verbesserten Bioverfügbarkeit des Proteinanteils.

Die exakte Dosierungsmenge orientiert sich in erster Linie am Proteingehalt der täglichen Ernährung über herkömmliche Nahrungsmittel.

Hinweis

Bei der Empfehlung einer Supplementation mit Kasein muss unbedingt der richtige Zeitpunkt beachtet werden. Zwar schadet ein reiner Kaseinverzehr, beispielsweise nach dem Training, nicht, ist aber nicht optimal für Zeitpunkte, an denen es auf eine möglichst schnelle Proteinbereitstellung ankommt. Frühmorgens oder rund um die Trainingseinheiten eignet sich der Einsatz von Molkenprotein eher, wohingegen Kasein immer dann zum Einsatz kommen sollte, wenn davon auszugehen ist, dass über einen längeren Zeitraum keine Proteine geliefert werden, wie etwa kurz vor dem Zubettgehen oder vor langen Mahlzeitenpausen.

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