A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

Induktive und deduktive Bestimmung der Trainingsintensität

Häufig wird die Dosierung der Trainingsintensität mit Hilfe prozentualer Angaben der Maximalkraft (i. S. des 1-Wiederholungsmaximums = 1-repetition-maximum, 1RM) oder mittels Angabe spezifischer Wiederholungszahlen vorgenommen. Ebenso sind subjektiv zu interpretierende Angaben wie „erschöpfend“ oder „mittel bis schwer“ zu finden.

Objektive Intensitätsempfehlungen erfordern vor Trainingsbeginn eine Kraftdiagnostik, um die maximal mögliche Belastung zu bestimmen (1RM = 100 %). Anhand der identifizierten Maximalkraft können prozentuale Berechnungen und entsprechende Lastvorgaben in Kilogramm vorgenommen werden. Dieses Vorgehen beruht auf einer deduktiven Bestimmungsweise, wie sie oftmals in arbeitswissenschaftlichen Ansätzen vorgeschlagen wird. Intensitätsangaben zum subjektiven Belastungsempfinden, zum Beispiel „15 Wiederholungen mit erschöpfender Ausbelastung“, entsprechen hingegen dem induktiven Ansatz.

Der induktive Ansatz wird besonders für den nicht-leistungsorientierten Gesundheitssport empfohlen. Um den Intensitätsgrad einschätzen zu können, sollte das subjektive Belastungsempfinden beispielsweise in Anlehnung an eine von den Autoren modifizierte BORG-Skala (Tabelle 34) definiert und mit Vorgaben bestimmter Wiederholungszahlen verbunden werden. Bei einer subjektiven Trainingsintensität von „mittel bis schwer“ scheint die Trainingseffektivität v. a. im Hinblick auf potenzielle Risiken besonders groß zu sein.

Modifizierte BORG-Skala zum subjektiven Belastungsempfinden

1

=

sehr leicht

2

=

leicht

3

=

leicht bis mittel

4

=

mittel

5

=

mittel bis schwer

6

=

schwer

7

=

sehr schwer

Modifizierte Borg-Skala 

Weitaus verbreiteter als induktive Ansätze sind deduktiv orientierte Trainingsempfehlungen mit objektiven Angaben zur Trainingsintensität. Diese beinhalten, wie bereits oben beschrieben, zumeist prozentuale Angaben der Maximalkraft und erfordern eine Kraftdiagnostik zur Ermittlung des Maximalkraftwertes.

Die Ermittlung des Ein-Wiederholungsmaximums (1RM) muss jedoch aus mehreren Perspektiven kritisch betrachtet werden. Zum einen geht diese Testung mit einer enormen körperlichen Anstrengung einher, die nicht ohne weiteres von Anfängern oder gesundheitlich vorbelasteten Personen geleistet werden kann oder darf. Folgende Gründe spielen hier eine Rolle:

  • Sehnen, Bänder, Muskeln, Gelenkkapseln, Knochen und Knorpel werden plötzlich ungewohnt hohen Belastungsspitzen ausgesetzt, weshalb es in diesen Bereichen zu Schädigungen kommen kann.
  • Ein Maximalkrafttest kann bereits bestehende Wirbelsäulenschäden verstärken oder durch die zu hohen Zug- oder Druckbelastungen eine noch gesunde, aber wenig belastbare Wirbelsäule schädigen.
  • Eine maximale Kraftbelastung kann zur sogenannten Pressatmung führen, welche insbesondere bei bestehenden Herz-Kreislauferkrankungen zu gefährlichen Kreislaufbeschwerden führen kann.

Neben den medizinischen Gegenanzeigen sind auch motivationale (unterschiedliche Testergebnisse infolge schwankender Willenskraft) oder messtechnische Einschränkungen (zu große Gewichtsabstufungen, daher fehlende Feineinstellung des Testgewichts) zu beachten. Des Weiteren zeigt sich eine enorme Streuung der maximal durchführbaren Wiederholungszahlen bei verschiedenen Sportlern bei gleichen Intensitätsvorgaben.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass sowohl der induktive als auch der deduktive Ansatz zur Bestimmung einer adäquaten Trainingsintensität nicht vorbehaltslos zu betrachten sind. Dies sollten Sie bei der praktischen Umsetzung objektiv und/oder subjektiv formulierter Trainingsempfehlungen im Hinterkopf behalten.

 

Du möchtest mehr über dieses Thema erfahren? Dann empfehlen wir dir eine Ausbildung zum Fitnesstrainer, in der die Themen funktionelle Anatomie, Sportphysiologie, Trainings-/Bewegungswissenschaft, Praxis der Trainingslehre, Trainingssteuerung und -planung und Praxis der Trainerprofession behandelt werden.

    Es gibt keine Einträge mit diesem Anfangsbuchstaben.